Paisley
Kunsthistorisch lässt sich das typisch florale Motiv, welches das Paisley-Muster, wie wir es kennen, ausmacht, bis ins alte Babylonien zurückverfolgen. Es symbolisierte Fruchtbarkeit und die Kraft der Natur in Form eines aufkeimenden Samens, eines sich aufrichtenden Bäumchens oder einer Pinie, welche sich im Wind biegt, aber nicht bricht. Oder vereinfacht gesagt, einen Lebensbaum.
Im 16. Jahrhundert florierte das Kunsthandwerk unter den persisch stämmigen Mogulen Nordindiens derart, daß erstmals unglaublich luxuriöse Stoffe aus Kaschmirwolle und Seide, versehen mit dem ursprünglich Boteh oder Butã (persisch für Strauch/Baum) genannten Muster, vor allem für den persischen Hochadel hergestellt wurden. Verarbeitet zu kostbaren Kaschmirschals kam das typische Muster dann mit Händlern, Offizieren der East India Company und anderen Abenteurern und Weltreisenden im 18. Jahrhundert nach Europa. Und spätestens als Josephine de Beauharnais, Gattin von Napoleon, Kaiserin der Franzosen und unbestrittene Stilikone jener Zeit, immer öfter mit „Boteh-Schal“ aus Kaschmir gesehen und gemalt wurde, entwickelte sich der wahlweise bedruckte oder bestickte Stoff zum „Must-Have“ der europäischen Damenwelt.
Als die explodierende Nachfrage durch importierte Stoffe nicht mehr gedeckt werden konnte, übernahmen Webereien überall in Europa die Produktion. Das kleine schottische Städtchen Paisley in der Nähe von Glasgow tat sich dabei besonders hervor und entwickelte sich zur absoluten Hochburg für die Stoffe mit dem exotischen Muster und es dauerte nicht lange, bis der Ortsname Paisley zum Inbegriff dieser Stoffe mit dem typischen Bäumchen-Muster wurde – bis heute…